Unsere Pädagogik

In familienähnlichen Wohngruppen in unseren Kinderhäusern in Tutzing, Schongau und Peißenberg wachsen Kinder auf, die nicht mehr in ihren Herkunftsfamilien leben können. Eine zuverlässige und emotional sichere Umgebung sowie warmherzige und verlässliche Betreuer sind Voraussetzung, damit sich die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen psychisch stabilisieren und ihre Persönlichkeit entwickeln können.

Unsere Kinder

  • Mädchen mit Teddybar
  • Spielen
  • Tanzen

Schwere Krankheit, Verlust des Elternhauses, dramatische familiäre Krisen aber auch körperlicher oder sexueller Missbrauch sind die zentralen Lebenserfahrungen der Kinder und Jugendlichen, bevor sie in den Tabaluga Einrichtungen betreut werden.

  • Körperliche/psychische Misshandlung

  • Existentielle familiäre Krisen

  • Sexueller Missbrauch im Kindesalter

  • Schwere Vernachlässigung

  • Entwicklungsverzögerte, sozial benachteiligte Kinder

  • schwer erkrankte Kinder

Nach dem ersten Aufschrei der Entrüstung sind die Opfer oft schnell wieder vergessen. Die Kinder bleiben in ihrem „stillen Trauma“ zurück, wenn ihnen keine umfassende Hilfe zuteil wird.

Rette ein Kind und Du rettest die Welt! (Fjodor Michailowitsch Dostojewski)

Die Problematik

Wussten Sie, dass allein in Deutschland…

  • pro Jahr mehr als 12.000 Missbrauchsfälle polizeilich angezeigt werden, die Dunkelziffer aber immer mindestens zehnmal höher liegt;

  • pro Woche gibt es 254 misshandelte Kinder, mindestens zwei Kinder sterben wöchentlich an den Folgen dieser Gewalt;

  • im Jahr 2016 133 Kinder getötet wurden, 100 Kinder davon waren jünger als 6 Jahre;

  • fast 200.000 Kinder jedes Jahr mit Misshandlungen ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen;

  • jährlich 750 Millionen Euro an Kinderprostitution verdient werden;

  • mehr als 30.000 Waisenkinder leben;

  • etwa jedes zehnte Kind unter 18 Jahren in Armut lebt, das sind etwa 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche;

  • jedes Jahr fast 2.000 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren neu an Krebs erkranken.

Quelle: Statistik des Bundeskriminalamts u.a.

Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt. (Albert Einstein)

Unser Leitbild

  • Luftballons
  • Draußen spielen
  • Tabaluga Logo

Wir begleiten die uns anvertrauten, sozial benachteiligten, traumatisierten oder schwer erkrankten Kinder zumeist über lange Zeiträume hinweg

  • in den Tabaluga Kinderhäusern vom Kindergartenalter an bis in das frühe Erwachsenenalter und

  • in den ambulanten Projekten für die Zeit ihrer Aufenthalte.

Ziel ist es, zusammen mit den Kindern und Jugendlichen sinnvolle, individuell abgestimmte Lebenskonzepte zu entwickeln, die sich auch nach ihrer Zeit in den Tabaluga Kinderprojekten als tragfähig erweisen.

Neben einem geregelten und beschützten Alltag bietet die Tabaluga Kinderstiftung den Kindern und Jugendlichen hierfür ein breites Spektrum von Therapien, mit deren Hilfe die Selbstheilungskräfte geweckt und gestärkt werden.

Hoffnung schöpfen und Perspektiven entwickeln.

Werte der Tabaluga Kinderstiftung

  • Wertschätzung

    Wir alle – Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter – haben Stärken und Schwächen, sind Menschen in verschiedenen Lebensstadien und mit unterschiedlichen Gefühlen. Deswegen schätzen wir den Anderen im Wortsinn „wert“.

  • Authentizität

    Wie wir uns annehmen, so nehmen wir auch andere an, ohne sie gering zu schätzen. Angemessen zu sagen, was man denkt und fühlt, wirkt befreiend und konsequent angewendet auch heilend. Das schafft Klarheit und Eindeutigkeit.

  • Zugehörigkeit

    Kinder und Jugendliche müssen sich sicher und respektiert fühlen, um sich positiv zu entwickeln. Dies ist nur möglich, wenn sie sich zu Hause fühlen und geborgen wissen.

  • Identitätsfindung

    Im Zentrum unserer Arbeit steht das Bemühen, unsere Kinder und Jugendliche bei der Suche nach ihrer Identität mit aller Kraft zu unterstützen: Wo komme ich her? Wo stehe ich im Moment? Wo will ich hin? sind dabei die zentralen Fragen.

  • Lebensfreude

    Unsere Kinder sind, wie alle Kinder, spontan, kreativ und haben in der Regel Freude am Leben. Wir betrachten es als wesentliche Aufgabe, ihre Lebensfreude zu bewahren und zu stärken. Unsere Kinder und Jugendlichen sollen von uns lernen, dass man auch in schwierigen Situationen gemeinsam über sich lachen und Freude empfinden kann.

Traumapädagogik

2011 entschied sich das Leitungsteam der Tabaluga Kinderstiftung, neben dem heilpädagogisch-therapeutischen Ansatz zusätzlich auch traumapädagogisch zu arbeiten. Aufgrund der neuesten neurologischen Forschungsergebnisse bezüglich Traumata war es eine logische Konsequenz, diese auch in der täglichen Arbeit mit unseren Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen noch intensiver zu berücksichtigen. In der stationären Jugendhilfe – so zeigen neuere Evaluationsstudien – muss man davon ausgehen, dass ca. 80 % der Kinder und Jugendlichen an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, weil sie oft über Jahre psychischer und physischer Gewalt ungeschützt ausgesetzt waren.

Durch die neurologische Forschung ist es möglich, die Verhaltensweisen der betroffenen Kinder und Jugendlichen völlig anders zu interpretieren. Die Traumapädagogik hat vor diesem Hintergrund Konzepte entwickelt, wie diesen Kindern und Jugendlichen vor allem präventiv geholfen werden kann.

Am 22. September 2017 fand unsere Fachtagung zum Thema Traumapädagogik auf dem Weg in die Institutionen statt. Die Fachtagung verknüpfte neuere theoretische Erkenntnisse mit den in der Praxis gemachten Erfahrungen und richtete sich an eine am Thema Traumapädagogik interessierte Öffentlichkeit. Alle Informationen zu unseren Referenten sowie zu den einzelnen Vorträgen und Workshops finden Sie auf der Seite Fachtagung 2017.

  • Lesestunde

Basiswissen Traumapädagogik

  • Was ist Trauma?
  • Welche Formen gibt es?
  • Welche therapeutischen undpädagogischen Theorien finden sich in der relativ neuen Disziplin Traumapädagogik wieder?
  • Das Dreigliedrige Gehirn
  • Trigger und Flashbacks
  • Selbstregulation
  • Der „Sichere Ort“
  • Die Annahme des „Guten Grundes“

Bindung und „Bindungsfallen“ mit folgenden Inhalten

  • Welche Bindungsmuster gibt es?
  • Welches Bindungsmuster haben die Kinder und Jugendlichen, die Pädagoginnen und die Therapeuten?
  • Welche „Bindungsfallen“ ergeben sich daraus und was kann man dagegen tun?

Übertragungen und Gegenreaktionen mit folgenden Inhalten

  • Was sind Übertragungen und Gegenreaktionen?
  • Welche Rolle spielen sie in unserer Kommunikation?
  • Wie versorge ich meine Übertragungen und Gegenreaktionen im oft schnellen pädagogischen Handeln?

Trauma und Gruppe (für die Pädagogen in den Kinderprojekten)

  • Wie gehe ich mit Auswirkungen von Trauma in einer Kinder- und Jugendgruppe um?
  • Wie kann ich die Kraft der Gruppe positiv nutzen?
  • Welche Kompetenzen benötige ich dafür?
  • Was kann mir helfen, in die Gruppendynamik hilfreich einzugreifen und sie in wünschenswerter Weise zu lenken?
  • Freizeit
  • Ferienprogramm

All diese Themen werden nicht nur theoretisch vermittelt und immer wieder reflektiert, sondern sie werden in der Praxis ständig geübt und  angewendet. Die Kinder und Jugendlichen nehmen aktiv an diesen Prozessen teil. Auch sie werden regelmäßig in sogenannten ‚qualifizierenden Kinderrunden‘ geschult. Das Verstehen, was in bestimmten Situationen aufgrund der Traumatisierung mit einem Kind ‚passiert‘, ist Voraussetzung für eine gemeinsame ‚heilende‘ Arbeit und eine angestrebte Integration der traumatisierenden Erfahrungen in die Biographie.

Zudem reflektieren alle pädagogisch und therapeutisch arbeitenden Kolleginnen und Kollegen den traumapädagogischen Prozess innerhalb der Einrichtung in viermal im Jahr stattfindenden ‚Reflexionsrunden‘. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bereits während der Probezeit von einer zertifizierten Traumapädagogin mit den wichtigsten Inhalten vertraut gemacht.

Die veränderte bzw. sich ständig verändernde traumapädagogische Haltung der Pädagoginnen in der Gruppe führt konsequent gelebt zu einem besseren, gewaltfreien Gruppenklima, das für jedes Kind den ‚sicheren Ort‘ gewährleistet, der Voraussetzung für Entwicklung überhaupt, aber vor allem für eine positive Entwicklung ist. All dies benötigt viel zusätzliche Zeit mit der Gruppe, aber auch mit den einzelnen Kindern und Jugendlichen.